Hast du für ein Backprojekt auch schon bis spät in die Nacht gearbeitet? Ich kenne das gut; vor allem in meinem ersten Geschäftsjahr habe ich trotz Zeitplan den Aufwand regelmässig unterschätzt und war bis in die späten Abendstunden am Werk, um pünktlich zu liefern.
Oder ganz am Anfang, als ich noch Hobbybäckerin zu Hause war. Am Sonntag hatte ich plötzlich eine Eingebung oder wollte unbedingt eine neue Technik ausprobieren. Dann fand ich heraus, dass es fast an Grössenwahn grenzt, alles am gleichen Tag fertigstellen zu wollen!
Das Problem ist, dass diese dekorierten Torten viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, als wir denken. Es lohnt sich deshalb, die Arbeit auf mehrere Tage zu verteilen. Wenn du nicht Vollzeit-Cakerin bist, dann hast du jeden Tag nur wenige Stunden Zeit, um daran zu arbeiten.
So kannst du Schritte auf die ganze Woche verteilen und stressfrei backen:
Tag 0: Planung
Einige von euch arbeiten gerne drauflos. Ich kann das gut nachvollziehen, und manchmal ist das wichtig für den kreativen Prozess: so ganz ohne Leitlinien und Vorgaben zu experimentieren. Wenn du aber einen volle Agenda hast, lohnt es sich, ein bisschen Vorzudenken und einige Eckdaten zu notieren. Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig Tag 0 für mich geworden ist!
- Skizze oder schriftliche Beschreibung deines Projekts (Anzahl Stockwerke, Grössen der Durchmesser, Anzahl Portionen, Farbe des Fondants etc.
- Liste der Dekorationen, die zu machen sind (Blumen, Figuren, Buchstaben etc.)
- Produktions-Liste: Zu backende Biskuit-Grössen, Mengen Buttercream, Ganache und Fondant
- Rezepte, in den benötigten Mengen berechnet
- Einkaufsliste der Zutaten
- Materialliste (von Tortenplatten über Spezialwerkzeuge bis zur Transportschachtel)
- Zeitplan (siehe unten)
Du wirst sehen; beim Niederschreiben verschaffst du dir ganz viel Klarheit über dein Projekt. Du merkst rechtzeitig, wenn dir Zutaten und Werkzeuge fehlen, damit du sie früh genug beschaffen kannst. Und glaub mir – die Produktion macht viel mehr Spass, wenn du vorher schon genau weisst, wieviel Buttercream du anrühren musst.
Es kann losgehen!
Tag 1: Blumen und Dekorationen anfertigen
Du machst alle Blumen, Figuren und weitere Dekorationen, welche einige Tage zum Trocknen brauchen. Da du schon am Paste kneten bist, kannst du auch deinen Fondant für die Torte einfärben und die Servierplatte damit eindecken.
In Wahrheit kannst du die Blumen mehrere Wochen oder sogar Monate im Voraus herstellen. Die Blütenpaste trocknet hart aus. Deine Dekorationen verstaust du am Besten in einer Kartonschachtel, auf Seidenpapier gebettet.
Tag 2: Backen und Füllungen herstellen
Der grosse Produktionstag in der Küche. Nimm am Vorabend schon die Zutaten aus dem Kühlschrank, damit sie nicht kalt sind. Wenn du deine Zeit geschickt einteilst, stellst du die Füllungen her wie Buttercream und Ganache, während deine Tortenböden im Ofen sind. Es kann Engpässe geben, wenn du wenig Teigschüsseln oder Rühr-Zubehör besitzt. Ich empfehle dir darum, dir mindestens eine Zweitschüssel für deinen Standmixer zuzulegen, sowie einen guten Vorrat an Silikon-Schabern.
Tipp: Grössere Projekte kannst du auch bis zu 1 Woche im Voraus herstellen und einfrieren. Durch das Auftauen werden deine Tortenböden noch saftiger und weicher.
Tag 3: Füllen, Maskieren, Eindecken
An diesem Tag baust du deine Torte zusammen. Du schneidest die Tortenböden, füllst sie und maskierst jedes Stockwerk einzeln in Ganache, dann deckst du mit Fondant ein. Zwischen jedem Schritt empfehle ich, die Torte mindestens 30 Minuten zu kühlen. Diese Zeit nutzst du, um deine Küche zu reinigen – heute wird sie mit Buttercream, Schokolade und Maizena so richtig schmutzig.
Die mit Fondant eingedeckten Stockwerke stelle ich über Nacht in den Kühlschrank – zweifach mit Frischhaltefolie luftdicht eingepackt, um Kondensation zu vermeiden.
Tag 4: Zusammensetzung und Dekoration
Der schönste Tag von allen! Das sind die Stunden, die du dir dank guter Planung freigeschaufelt hast, um das Zusammensetzen richtig zu geniessen: Du stapelst die Stockwerke, bindest schöne Bänder um die Torte, und nun geht es an das Dekorieren! Lass dir genug Zeit für die direkte Verzierung auf der Seite der Torte wie Royal Icing Piping, Ruffles, Punkte, Buchstaben etc. Erst dann klebst du die Dekorationen von Tag 1 mit Royal Icing oder weisser Schokolade auf die Torte.
Wichtig: Wenn du Deko auf die Torte geklebt hast, dann lass sie vor dem Transport mindestens 1-2 Stunden trocknen. Wenn du genug Platz im Kühlschrank hast, kannst du die gut verpackte Torte kühlstellen. Wenn nicht, dann stelle deine Tortenschachtel in den Keller oder an einen kühlen, trockenen Ort.
Und dann kann sie transportiert, ausgestellt, bewundert und gegessen werden – und dann kannst du mit einem neuen Projekt von vorn beginnen 🙂
Zusammenfassung
Dieser Zeitplan war nur ein Beispiel. Natürlich kannst du die Schritte auch kondensieren. Bei kleineren Projekten mache ich alles in 3 Tagen: Die Torte fülle ich dann bereits an Tag 2, nach dem Backen. Und am dritten Tag wird sie mit Fondant eingedeckt und sogleich gestapelt und verziert.
Ich hoffe, dieser Zeitplan hilft dir weiter und freue mich jetzt schon über Bemerkungen und Fragen in den Kommentaren.
Happy Baking!
Love,
Hallo Minh,
ich mach die Tauftorte für mein Patenkind selber, möchte eine 2-stöckige Torte machen. (ich bin noch ziemlicher Neuling)… um wieviele CM soll die untere Lage größer sein als das obere Stockwerk? Was ist besser, unten eckig – oben rund oder beide Stockwerke rund?
Wann stappel ich die Torte? => am selben Tag oder kann ich dies am Tag / Abend vorhermachen? Wird der Fondant dann ein Matsch? In den Kühlschrank rein und wie vor Gerüchen dann schützen? Deko mit Buttercreme außen am selben Tag oder am Vortag auch machbar?
Entschuldige bitte meine vielen Fragen!!!
Liebe Grüße, Barbara
Liebe Minh, hast du einen Tipp zum Einfrieren von Tortenböden? Irgendwo habe ich gelesen, man sollte sie nicht in Alufolie einwickeln und einfrieren, weil sie dann trocken werden. Nimmt man Firschhaltefolie?
Danke!! Deine Tipps sind immer super hilfreich! 🙂
Liebe Katia, ganz genau! Doppelt einpacken in Frischhaltefolie und erst nach dem Auftauen wieder auspacken 🙂 Happy baking!